Mittwoch, 19. September 2007

Gusseiserne Heizkörper

Das Thema »Historische Baustoffe« lässt sich an vielen Beispielen dokumentieren. An dieser Stelle sind es die gusseisernen Radiatoren, die als Bestandteil einer Zentralheizung die Wärme in den zu heizenden Zimmern abgeben. Ihre Entstehung ist eng mit der technischen Entwicklung der Zentralheizung verbunden, deren Anfänge in den Schwitzbädern der Antike liegen und die sich über die Luftheizung und Dampfheizung zu der Warmwasserheizung der Neuzeit wandelte.
Die optimale Konstruktion der Heizkörper wurde zum wichtigen Thema für Eisengießer, Heizungstechniker, Ingenieure, Architekten und Hausbesitzer. Nach dem Bau der ersten Rippenrohrheizkörper von 1840 gelang in Amerika um 1860 mit den gusseisernen Gliederradiatoren der technologische Durchbruch, der etwa 1880 auch Europa erreichte. Der Guss von einzelnen hohlen Gliedern und deren Verbindung mittels gepressten oder geschraubten Nippeln waren eine technische Herausforderung für die Eisengussindustrie, die in den wachsenden Städten mit ihren Mietswohnungen und Villen gute Absatzmöglichkeiten für die Heizkörper fand.
Moderne Stahlradiatoren haben die gusseisernen Heizkörper heute verdrängt, aber als exklusive und zugleich funktionsfähige Schmuckstücke erleben die jahrzehntelang als Schrott entsorgten Heizkörper derzeit eine Renaissance. Mit ihren variantenreichen Säulen und Gliedern, mit ihrer kunstvollen ornamentalen Gestaltung im Historismus und Jugendstil und der Schlichtheit der 1920er Jahre sind sie heute zu Sammlerstücken avanciert.
Sie sind eine Bereicherung der modernen Wohnlandschaft und zugleich Herausforderung für jeden Restaurator.

Mila Schrader